Musikbiz-Fragebogen
Es gibt viele Möglichkeiten, Musik zu publizieren. Von denjenigen, die mit dem klassischen Musikbusiness zu tun haben, funktionieren viele jedoch nach dem Entweder-Oder-Prinzip: die Entscheidungen schliessen sich gegenseitig aus oder verschieben andere Möglichkeiten auf einen anderen Zeitpunkt. Daher ergibt sich für eine Band ohne Suisa-Mitglieder der folgende Fragekatalog, den man pro Song von oben nach unten durchgehen kann.
Frage 1
Möchten wir unseren Song, nebst der Live-Auftritte, einem breiten Publikum zugänglich machen?
Nein oder später.
Folge: Wir konzentrieren uns auf die Live-Auftritte und unseren persönlichen Spass im Proberaum und auf der Bühne und kümmern uns nicht oder noch nicht um diese Entscheidungen. Unsere Aufnahmen nutzen wir ausschliesslich als Demo für Bewerbungen, und als Hardcopy für den Freundeskreis. Der Song wird NICHT als Ganzes öffentlich zugänglich gemacht.
Ja.
–> Frage 2
Frage 2
Möchten wir generell für die Verwendung unseres Songs Entgelt verlangen?
Nein.
Einfachste Möglichkeit: wir publizieren den Song in voller Länge auf unserer Homepage. Und auf Social Networks, Gratismusik-Seiten und Videoportalen. Und bei Netlabels. Also einfach überall, wo es möglich ist.
Ja.
–> Frage 3
Zusatzfrage bei «2 Nein»:
Möchten wir dennoch die Verwendungsmöglichkeiten unseres Songs genau definieren, damit andere den Song ebenfalls verbreiten dürfen, und um Missbrauch entgegenwirken zu können?
Ja.
Möglichkeit: Wir publizieren den Song mit einer CC-Lizenz. Das ist kostenlos und trotzdem international gültig.
Nein.
Wir müssen nichts unternehmen. Allerdings besteht das Risiko, dass sich eines Tages andere unserer Songs bedienen, damit Ruhm und Geld kassieren, und im übelsten Fall wir uns sogar noch rechtfertigen müssen.
Und automatisch verbreiten wird sich der Song ohne Lizenz auch nicht wirklich, da er nirgends ohne weiteres veröffentlicht werden darf.
Um dem abzuhelfen, publiziert man am besten gleich als Public Domain und gibt den Song komplett frei.
Zusatzfrage bei «2 Nein»:
Möchten wir Konsumenten dennoch die Möglichkeit bieten, uns finanziell zu unterstützen?
Nein.
Die einfachere Möglichkeit. Wir lassens beim einfachen Download-Button.
Ja.
Wie integrieren auf der Homepage zusätzlich einen Spendebutton respektive bieten den Download auf Seiten an, wo dies möglich ist.
Frage 3
Möchten wir unseren Song im herkömmlichen Musikmarkt anbieten?
Nein.
Das wird schwieriger, da es ja eigentlich noch keinen alternativen Musikmarkt gibt.
Grundsätzlich gilt: ohne rechtlich fundierte Lizenzierung ist die Weiterverwendung des Songs nicht klar geregelt respektive es gilt das normale Copyright, sprich «nicht weiterverwendbar». Also müsste man ihn zum Beispiel als CC lizenzieren und sich auf die Suche machen nach Onlineshops, die ihn so akzeptieren.
Ja.
Wir machen uns auf die Suche nach einem Label oder einem Produzenten und lassen uns dort unter Vertrag nehmen. So kommen wir zu der Suisa und unser einer Song und gleichzeitig alle anderen zu ihrem Labelcode. Oder wir lassen den Song bei einem der Dutzenden Anbieter auf die Shops laden, womit wir ebenfalls automatisch einen Labelvertrag unterschrieben hätten.
Nach diesem Schritt kann man diesen Fragebogen auch wegwerfen.
Frage 4
Möchten wir mit unserem Song Geld verdienen?
Nein.
Kein Problem, denn wenn nichts in diese Richtung unternommen wird, wird dies auch nicht geschehen.
Ja.
Nebst der reinen Verfügbarkeit muss unser Song auch promotet werden. Je nach Plattenvertrag ist dies aber nun hauptsächlich die Aufgabe und auch das Interesse des Labels beziehungsweise des Produzenten.
Falls wir bei dieser Frage noch nicht unter Vertrag sind, müssen wir die Promotion selbst in die Hand
nehmen. Das ist sehr aufwändig und gewinnbringend praktisch unmöglich.
Frage 5
Möchten wir mit unserer Musik viel Geld verdienen?
Nein.
Kein Problem, denn wir können schon stolz sein, wenn die Einnahmen unsere Ausgaben decken.
Ja.
Für Bands, deren Musik in einer Szene zu Hause ist, gibt es die Möglichkeit des langsamen Bekanntwerdens über den Musikstil und die wachsende Fangemeinschaft. Für alle anderen gibt es nur einen gangbaren Weg: den Mainstream. Was wiederum bedeutet, dass gewisse Songs über die Klippe springen respektive den Anforderungen des Mainstreams angepasst werden müssten. Und zwar ganz egal, ob die Band selbst oder ein Label diese Entscheidung trifft.
Frage 6
Möchten wir von unserer Musik leben können, dadurch berühmt und sogar reich werden, und den Rest unseres Lebens tun und lassen können, was wir wollen?
Verschieben wir doch die Antwort auf diese Frage auf dann, wenn wir bei dieser Frage angelangt sind.
Frage 7
Möchten wir von unserer Musik nicht zwingend leben können, eventuell unberühmt bleiben, aber sicher unbedingt den Rest unseres Lebens tun und lassen können, was wir wollen?
Nein.
Zurück zu Frage 1.
Ja.
Dann sollten wir beim klassischen Musikzirkus nicht mitmachen.