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Die Radiolandschaftwüste Schweiz

Radiowüste Schweiz

Trotz YouTube und MySpace: Nummer eins der musikverbreitenden Medien ist und bleibt vorläufig das Radio. Die Radiostationen sind das wichtigste Instrument der Labels, ihre Songs dem Publikum nicht nur bekannt zu machen, sondern sie ihnen quasi so ins Ohr zu setzen, dass nach kurzer Zeit wirklich jeder sie kennt.

Wenn man hierzulande Popradio hört, fällt auf, dass zum einen das Angebot an gut empfangbaren Sendern nicht wahnsinnig gross ist, und dass zum anderen die Sender untereinander betreffend Programmangebot sich sehr ähnlich sind. Und der Radiotag wird dominiert von langweiligen Moderatoren, standartisierten News und glattgebügelten Beiträgen. Und Mainstream-Musik.

Private Radiosender gibt es in der Schweiz seit 1983. Deren Innovationsgeist von damals scheint aber schon längst verschwunden zu sein. Die einen Stationen haben sich zu grösseren, überregionalen Sendern zusammengeschlossen, andere wurden von Medienkonzernen aufgekauft, aber soviel sei gleich mal gesagt: es gibt heute insgesamt nicht weniger Radiosender als vor zwanzig Jahren. Und doch wirkt irgendwie alles sehr austauschbar; kaum einer der kommerziellen Sender sticht mehr mit einem eigenen Charakter heraus – sehr vieles wirkt sehr bieder, kaum etwas bewegt sich. Was ist geschehen? Nachfolgend einige Erläuterungen und Erklärungsversuche zu diesem Thema, zur Funktionsweise von kommerziellem Radio im allgemeinen und dessen Beziehung zur Musikindustrie.

Die knappen Frequenzen

Die Frequenzen der Radiostationen im UKW-Bereich (= Ultrakurzwelle) sind festgelegt auf zwischen 87,5 und 108,0 MHz (= Megahertz), und die Signale werden frequenzmoduliert (= FM) gesendet. Dieser Standard ist weltweit derselbe. Um gegenseitige Störungen zu vermeiden, teilt man die Frequenzen pro Region mit einem Unterschied von wenigstens 300 KHz auf die Stationen auf. Dies gibt theoretisch fast 70 mögliche Radiosender. Praktisch aber deutlich weniger, da es ja regionale, nationale und internationale Sender gibt, die sich auch nicht überschneiden sollen.

Diese Frequenzen sind inzwischen seit Jahren recht voll belegt. Und dass wir in der Regel trotzdem relativ wenige Sender über die Luft empfangen können, hat mit unseren vielen Hügeln und Bergen zu tun.

Die unerreichbaren Konzessionen

Möchte man einen Radiosender betreiben und dafür eine freie Frequenz erhalten, brauchts eine Sendeerlaubnis des Bundesamtes für Kommunikation (BAKOM), die sogenannte Konzession. Ein Hauptauftrag des Bakom ist die Zuteilung der Frequenzen von Radiowellen auf die verschiedenen Nutzungsbereiche, beispielsweise Handynetze, Funknetze, und eben auch Rundfunknetze. Dass diese Netze in unserer Topografie möglichst lückenlos und störungsfrei funktionieren, ist keine leichte Aufgabe, und der Sendeaufwand entsprechend gross.

Freie Frequenzen im UKW-Bereich werden für potenzielle Radiosender ausgeschrieben, welche sich um eine Konzession bewerben können. Das Bewerbungsverfahren ist aufwändig, und die Anforderungen an die Seriosität, Durchführbarkeit und Unabhängigkeit der Radiokonzepte sehr hoch; das im Prinzip wichtigste Kriterium ist die Erfüllung des Leistungsauftrags, welcher da lautet, der Schweizer Bevölkerung eine möglichst breite Angebots- und Meinungsvielfalt bieten zu können.

Nun gut. Die Situation ist aber, dass sich deutlich mehr bewerben, als freie Frequenzen zur Verfügung stehen, was ja sowieso nur eine begrenzte, relativ kleine Zahl ist. Und da es eben auch um viel Geld geht, werden die Konzessionsentscheide nicht selten gerichtlich durch die Konkurrenten angefochten und ziehen sich entsprechend in die Länge. Um hier zu gewinnen, ist klar, dass eine gewisse Grösse oder ein Grosser im Hintergrund nicht von Nachteil sein kann. Und natürlich orientieren sich die eher ­Grossen eher an der Masse, also am Mainstream; dementsprechend ist dann auch das Programm entsprechend gestaltet und die Moderation entsprechend ausgewählt. Ja nicht anecken. Anders gesagt: eine Konzession (die kostet natürlich etwas) muss rentieren, und das langfristig; da genügt ein Nischenpublikum nicht. Man muss die innovativen Privatradio- und Jugendradio-«Freaks» aus den Achtzigern bis Mitte der Neunziger ganz einfach als Pioniere ansehen, die damals das Maximum aus dem neu zugänglichen Medium herausgeholt hatten.

Es gibt auch nicht-gewinnorientierte Sender: sie machen zwar etwa einen Fünftel der Anzahl Konzessionen aus, haben aber meistens nur eine lokale Sendeabdeckung in grösseren Ballungszentren, erreichen also tatsächlich nur ein Nischenpublikum. Online sieht es da anders aus: über Kabelnetz und Internet können weitaus mehr Sender empfangen werden. Da ist das Angebot auch entsprechend vielfältiger. Allerdings ist diese Art des Hörens gegenüber des immer noch meistverbreiteten, herkömmlichen «Durch-den-Äther» ebenfalls eher unbedeutend.

Die einseitige Kulturförderung

Eigentlich gibt es ja in der Schweiz Kulturförderungsbeiträge. Dafür zuständig ist das Bundesamt für Kultur (BAK). Erstaunlicherweise liest man aber diesbezüglich vor allem von den Bereichen Kunst, Theater, Tanz, Buch, Film, Museen, Sport, Handwerkskunst, nationale Grossanlässe etc. Im Bereich Musik allenfalls höchstens noch von Beiträgen an Festivals, oder wenn es sich um einen ultraspeziellen Freejazzer handelt, dessen Sound so schräg ist, dass man ihn nur in Museen vor einer Videoinstallation performen kann.

Hat jemand schon mal gehört, dass eine normale Rockband Geld erhalten hat von der öffentlichen Hand, um beispielsweise ihre CD zu produzieren und zu promoten? Oder ist einfach niemand auf die Idee gekommen, um Geld anzufragen? Und wer entscheidet aufgrund welcher Kriterien über die Vergabe? Fragen ohne Antworten. Nun, tatsächlich wird das sehr wohl gemacht. Aber eben im Vergleich zu anderen Kunstsparten eben nicht an die grosse Glocke gehängt; warum auch immer. Vielleicht ist es einfach zu peinlich; dazu ein Beispiel:

Sophie Hunger reitet ja jetzt als Schweizer Exportschlager auf der Erfolgswelle, und sie scheint durchaus eine talentierte Sängerin zu sein. Talent allein reicht aber nicht. Hunger und ihr Label haben von 2007 bis 2010 Direktzahlungen von Fr. 330’000.- erhalten, von diversen öffentlichen und privaten Institutionen. Um sich voll auf die Musik konzentrieren, Kontakte zu knüpfen und ihren Erfolg aufbauen zu können. Das ist eine Menge Geld! Aber ohne diese Investitionen würde sie jetzt kein Schwein kennen. Das Ganze ist natürlich wieder einmal mehr eingepackt in eine emotional bewegende Geschichte wie der vom eigenbrötlerischen und vielleicht sogar vom Leben gezeichneten Künstler, der nur durch sein Talent und seinen eisernen Willen zum Erfolg gekommen ist.

Zu wenig Schweizer Musik

Es scheint jedenfalls, als spielten die Kulturförderer diesen Ball an diverse Stiftungen, die dann die entsprechenden Musiker unterstützen. Nicht nur finanziell, sondern auch mit Erfahrungen, Kontakten, Lobbying und sonstigen Möglichkeiten. Damit geht der Ball auch wieder weiter an die Radiostationen, welche doch das Zeug bitte spielen und so die Schweizer Musiker unterstützen sollen. Vor einigen Jahren wurde vom BAK der Wunsch geäussert, der Anteil an gespielter Schweizer Musik solle doch mehr betragen als die dümpelnden 10 %, der er jahrelange war. Die Radiostationen gingen diesem Wunsch unterschiedlich stark nach. Heute ist der Anteil an Schweizer Musik im Radio im Schnitt bei etwa 15 % (Zum Vergleich: Deutschland strebt seit längerem eine Quote von einem Drittel deutscher Musik an.).

Gleichzeitig schreiben sich die Radiostationen nun auf alle Fahnen, wie sehr sie die Schweizer Musik fördern und unterstützen. SRF3 zum Beispiel kann sich gar nicht mehr bremsen, in lauter Überschwenglichkeit damit zu prahlen, dass diese und jene Band ja eigentlich nur dank ihrer fantastischen Unterstützung überhaupt zu Erfolg gekommen ist.

Das ist Bullshit. Die Förderung Schweizer Musiktalente ist ein Witz. Auch die ganzen überregionalen Talentwettbewerbe und nationalen Music Awards im Mainstreambereich sind für den Arsch. Denn: es passiert ja nichts. Selbst wenn eine Band alles gibt und beim Contest gewinnt und einen Tag Studioarbeit geschenkt bekommt und dann noch auf der Hauptbühne beim Festival nachmittags um 13 Uhr spielen darf und … Nichts. Es passiert nichts. Kein Weiterreiten auf der Erfolgswelle, kein Hype, keine anhaltende Radio-Airplay, keine Massen-CD-Verkäufe, keine lukrativen Plattenverträge mit einem Major-Label, kein Ruhm, kein Reichtum. Nichts. Stille. Respektive das Gedudel der nächsten Band, die es auch versucht.

Oder hatte jemand ernsthaft daran geglaubt, dass die Majors sehnlichst auf genau diesen ach so brav klingenden Schweizer Act warten, um ihn dann europaweit zum Erfolg zu führen? Nein, haben sie nicht. Die unterstützten und gepushten Musiker müssen dann wohl oder übel einsehen, dass die Förderbeiträge nicht einfach die Mechanismen der Industrie umschiffen, sondern höchstens eine der vielen möglichen Türen einen ganz kleinen Spalt weit öffnen oder wenigstens das Gucklock kurzzeitig für einen Blick freigeben. Immerhin, die Wettbewerbe bringen ein wenig Publicity. Und jetzt, falls sie denn weitermachen möchten, fängt die Arbeit erst an. Sehr viel Arbeit. Denn mit jedem Unterstützungsbeitrag steigen natürlich auch die Erwartungen. Viel Publicity geben die grossen Wettbewerbe hingegen für deren Veranstalter – dies ist auch der Hauptgrund, weshalb es sie gibt.

Quoten-happiness?

Die gewünschte Radioquote für einheimische Musik ist ebenfalls mehr als fraglich. Zum einen ist das eigentlich ein klarer Beschnitt der Medienfreiheit. Zum anderen profitieren zwar einheimische Künstler von der zusätzlichen Unterstützung und garantierten Airplay. Aber das Publikum kriegt nicht das zu hören, was es hören möchte. Und die musikalische Qualität ist vollends im Keller.

Beispiel anglophobes Frankreich: dort ist den Radiostationen gesetzlich und unter massiver Strafandrohung vorgeschrieben, dass mindestens 40 % der gespielten Songs einheimische Produktionen sein müssen, en français natürlich. Das Resultat ist eine Katastrophe: französisches Radio ist un-hör-bar. Die Ohren schmerzen nach kürzester Zeit stark und beginnen bei weiterem Hinhören zu bluten.

Braucht es eine Kulturförderung?

Kulturförderung hin oder her: der Markt wird beherrscht von den Majors, daran ändert auch eine Quote nichts (Und Majors funktionieren vor allem international. Der schweizerische Musikmarkt ist ein sehr kleiner, und ausserdem noch sprachlich und kulturell gesplittet – nicht so attraktiv.). Die Kulturförderung wäre ja von der Grundidee her gut, aber eine Kulturquote kann auch nicht mehr Talente erschaffen, als ein Land hergibt. Und was hat ein Schweizer Pop-Mainstream-Act eigentlich noch mit Schweizer Kultur zu tun? Von der musikalischen Vielfalt, die unser Land bietet, merkt man jedenfalls am Radio nicht viel. Offenbar steht Diversität am Radio nicht auf der Aufgabenliste des BAK. Wie auch immer. Echte Kultur kommt von den Leuten, die sie leben. Und echte Kultur wird auch ohne die zwingende Unterstützung von staatlichen oder privaten Institutionen gelebt.

Konzertparadies Schweiz

Dazu muss jetzt aber auch mal noch etwas Positives gesagt werden, umso mehr, als dass dieser Fakt in so einem krassen Verhältnis steht zur weichgespülten Radiolandschaft: die Schweiz hat nämlich die höchste Festivaldichte Europas und eine der höchsten Konzertdichten der Welt! Über 400 Festivals pro Jahr und Tausende von Live-Auftritten. Es gibt nirgendwo sonst so viele Konzerte und Open-Airs pro Einwohner, und das stil- und herkunftsmässig mit einer so breiten und bunten Vielfalt, dass andere Länder nur davon träumen können.

Also kein Grund, sich zu beklagen: Hier ist die Kultur!

Die Beamtenbremse

Für eine vielfältige und musikalisch spannende Radiolandschaft Schweiz und auch mehr Airplay für Schweizer Künstler und Kultur ist es sicher gut, wenn zwischen den Verantwortlichen für Kulturförderung am Radio, für Konzessionsfreigaben (= Sendeerlaubnis) und für Künstlerentschädigungen (= Künstlermotivation) eine rege Kommunikation stattfindet.

Sehen wir uns das einmal genauer an:

• Das BAKOM, welches die Sendeinfrastruktur bietet und die Frequenzen verteilt, gehört zum Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr und Kommunikation (UVEK), geführt von Bundesrätin Doris Leuthard. Der Hauptsitz ist in Biel.

• Das BAK mit Verwaltungssitz in Bern, welches um die Kulturförderung bemüht ist, gehört zum Eidgenössischen Departement des Innern (EDI), dort ist Bundesrat Alain Berset Vorsteher.

• Die Suisa, welche die Tantiemen eintreibt und an Künstler ausbezahlt, hat ihren Sitz in Zürich und unterliegt der Aufsicht des Instituts für geistiges Eigentum (IGE) in Bern, welches wiederum zum Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement gehört, mit Bundesrätin Simonetta Sommaruga an der Spitze.

So. Drei Ämter, drei Orte, drei Departemente, drei Chefs. Jeder kann nun selbst abschätzen, wie rege die Kommunikation hier stattfindet.

Das nicht vorhandene Feedback

Radio ist, wie auch Fernsehen, ein sogenanntes unidirektionales Medium. Das bedeutet: es wird gesendet, aber nicht zurückempfangen. Die Radiostationen haben grundsätzlich also keine technische Möglichkeit festzustellen, bei wie vielen Geräten ihr Signal gerade empfangen wird, wie viele Leute zuhören, ob sie passiv (= hören) oder aktiv (= zuhören) dabei sind, und ob ihnen gefällt, was sie hören, oder ob sie nach ein paar Sekunden auf den nächsten Sender schalten.

Diese Information wäre aber wichtig für die Radiosender. Nicht nur für die Redaktion, sondern vor allem für die Mediaabteilung, welche die Werbespots verbucht. Die Werbeeinnahmen sind der wichtigste Verdienst eines Radiosenders, ausser man ist staatlich unterstützt. Und Werbekunden möchten ganz genau wissen, wo wie viele und welche Leute die Sendung gerade hören.

Mediawatch

Deshalb hat man verschiedene Methoden entwickelt, um doch an diese Angaben zu gelangen. Die aktuellste ist die sogenannte Mediawatch: eine High-Tech-Armbanduhr mit Mikrofon, die alle paar Sekunden aufzeichnet und die Daten dann an die Zentrale übermittelt. Dadurch kann eindeutig festgestellt werden, welche Radiosender der Träger der Uhr gerade hört. Die Träger dieser Uhr sind mindestens 15 Jahre alt und werden zufällig ausgewählt und angefragt. Einer von 250 Schweizern ist bei diesem System angemeldet. Pro Tag erhält man so Daten von 0,015 % der Bevölkerung oder 1 von 6’400 Personen. Daraus ergibt sich dann der gesamtschweizerische Durchschnitt des Hörverhaltens, und den Radiostationen können eindeutig die durchschnittliche Anzahl Hörerinnen und Hörer zugeordnet werden.

Diese Daten sind die Grundlage zur Berechnung der Werbetarife, also die wichtigsten Zahlen für die Radiosender, da davon ihr Überleben abhängt. Dementsprechend ist für jeden Radiosender das oberste Ziel, möglichst viele sogenannt beglaubigte Höherzahlen zu haben. Radiohörverhalten hat viel mit Gewohnheit zu tun. Die meisten Hörer bleiben ihrem Sender treu. Sie wollen punkto Moderation und Sendungen das hören, was sie schon immer hörten, weil sie es eben kennen. Das Credo der Radiostationen lautet daher: ja nichts ändern, was einmal gut angekommen ist, und raus aus dem Programm, was stört oder stören könnte. Punkto Musikauswahl ist es im Prinzip ähnlich. Und doch ganz anders. Dazu später mehr.

Der Fernsehkonsum wird übrigens nach dem selben Prinzip beurteilt. Allerdings war es dort bis vor kurzem keine Uhr, sondern eine Fernbedienung, wo man drücken musste, was man grade schaute.

Diese Systeme geben zwar ungefähre Informationen über das Zapping-Verhalten der Radio- und Fernsehkonsumenten. Ob der Zuhörer aktiv oder passiv hört, oder ob ihm das Gehörte gefällt, kann allerdings nicht bestimmt werden. Dieser Faktor ist aber für die Werbung auch vernachlässigbar.

Umfragen, Zuhörertelefone, E-Mail-Feedbacks etc. am Radio sind zwar direkte Rückmeldungen, haben aber eher Unterhaltungswert und keinen wirklichen Einfluss auf die Programmgestaltung. Ausser es gibt einmal ausserordentlich viele eindeutige positive oder negative Meldungen zu einem bestimmten Thema, dann wird reagiert.

Die Radiotauglichkeit

Damit ein Song am Radio tagsüber gespielt und in die regulären Playlists aufgenommen werden kann, brauchts zwei Grundvoraussetzungen:

• den Labelcode und
• die radiotaugliche Soundqualität.

Den Labelcode, weil dieser die Grundlage ist für die Tantiemenabrechnung und das Feedback für die Musiklabels.

Und was bitte ist radiotauglich? Schliesslich hat man ja eben gar kein Feedback von den Hörern. Und der eine hört Radio im Auto, der andere am Küchenradio, der dritte auf der HiFi-Anlage. Wie soll man da eine durchschnittliche Befriedigung hinkriegen?

Dafür sorgt eben dieser Radiostandard. Jeder Song, den die Radiosender von den Labels erhalten, wird getestet. Er muss diesen Anforderungen genügen, sonst fliegt er von vornherein raus. Mit umfangreichen Hörtests hat man das menschliche Hör- und Radiokonsumverhalten analysiert und so einiges herausgefunden, zum Beispiel:

• Der durchschnittliche Hörer schaltet um, sobald ein Song länger geht als etwa dreieinhalb Minuten. Daher sind alle radio edits exakt auf diese Länge getrimmt.

• Bei Hintergrundmusik wird umgeschaltet, sobald der Song zu viel Dynamik hat. Also die lauten und die leisen Parts sich zu stark voneinander unterscheiden. Daher sind radiotaugliche Songs so abgemischt, dass die empfundene Lautstärke immer etwa gleich ist.

• Gewisse exzentrische Parts, zum Beispiel ein Gitarrensolo, dürfen eine bestimmte Länge von einigen Sekunden nicht überschreiten, sonst schaltet der Hörer um.

• Allzu «harte» Musikstile, also mit viel verzerrter Gitarre und brachialem Schlagzeug, taugen ebenfalls nicht als Hintergrundmusik. Das gilt natürlich generell für Musikstile mit einer gewissen Aggressivität im Sound, beispielsweise Ragga, Drum’n’Bass etc.

• Das durchschnittliche Frequenzspektrum ist genau vorgegeben und ist quasi eine Mischung zwischen dem menschlichen Hörempfinden und der besten Wiedergabequalität auf den unterschiedlichen Radios. Keine Frequenz darf aus diesem Bereich herausstechen.

• Zu komplexe Songstrukturen sind als Hintergrundmusik nicht geeignet. Daher sind potenzielle Hits praktisch immer einfach und verständlich gehalten und mit repetitiven Elementen versehen. Dies gibt einem Song auch den «Ohrwurmcharakter».

Übrigens ist auch einem Moderator ganz genau vorgegeben, mit welcher Stimmgestaltung er zu sprechen hat. Dafür gibt es eigens Stimmentrainings, die jeder Moderator und jede Moderatorin absolvieren muss.

Berieselung – die Hauptsendezeit

Die Nutzung von Radio hat im Laufe der Jahrzehnte sehr stark verändert. Heutzutage kann man einen Radiotag in zwei Hälften teilen:

Von 06.00 Uhr bis 18.00 Uhr: die Hauptsendezeit

Radio wird grösstenteils bei der Arbeit gehört, als Hintergrundmusik. Und beim Autofahren zur Arbeit. Dies ist die wichtigste Zeit für die Sender, Werbekunden und Labels, da dann am meisten Leute zuhören. Genauer gesagt: eben nicht zuhören, sondern nur hören. Das mit der Hintergrundmusik ist gewollt und amtlich: Meldet eine Firma ihren Radioanschluss bei der Billag an, muss sie die (im Vergleich zum privaten Tarif um ein Vielfaches höheren) Gebühren bezahlen «für die Berieselung Dritter». Arbeitszeit-Radiohören wird also offiziell als Hintergrundgedudel gesehen, kombiniert mit den stündlichen Nachrichten.

Während dieser Zeit werden die bestehenden Hits und die Hits in spe gespielt, während dieser Zeit läuft am meisten Werbung, und während dieser Zeit sind am Mikrofon die biedersten Moderatoren mit den belanglosesten Themen.
Übrigens werden hier auch mindestens einmal pro Viertelstunde die Sendernamen-Jingles eingespielt, also diese hörbaren Radiologos mit den sauglatten Audioeffekten. Damit die Leute wissen, welchen Sender sie hören. Denn aufgrund des Programms oder der Moderation lässt sich das ja nicht mehr feststellen.

Von 18.00 Uhr bis 06.00 Uhr

Der Arbeitstag ist zu Ende, die Pendler sind inzwischen zu Hause, die Zuhörerqouten nehmen rapide ab und werden erst wieder morgens um halb sechs Uhr ansteigen. Dies ist die Zeit, wo die Radiostationen freier sind in der Programmgestaltung und Musikauswahl. Und dies am Abend auch nutzen, indem sie interessantere Sendungen und eine breiter gefächerte Playlist bieten. Nachts hört kaum jemand Radio; es läuft Musik die ganze Nacht durch, ohne Moderation.

Natürlich gibt es Unterschiede der einzelnen Sender. Dies hier ist nur ein durchschnittliches Beispiel eines durchschnittlichen Popradios. Allerdings betrifft das die meisten Radiosender.

Anteil am durchschnittlichen Privatradioprogramm:

Radioprogramm

Im Gegensatz zur amtlichen Definition vermitteln die Radiostationen den Hörern das Gefühl (und glauben es vielleicht zum Teil sogar selbst), dass ihr Sender alles andere als Hintergrundberieselung ist, sondern den ganzen Tag über ein tolles Programm bietet und von einer riesigen Fangemeinde aktiv mitgehört wird. Dies wird auch unterstrichen mit Zuhörerspielen und -wettbewerben, wo direkt ins Studio angerufen werden kann.

Die Musikredaktion

Vom Namen her hat man irgendwie das Gefühl, die Musikredaktion eines Radiosenders habe ein fundiertes Wissen über Musik, einen kritischen Geschmack, und kümmere sich um eine aus der riesigen Plattensammlung sorgfältig zusammengestellte und musikalisch hochwertige Playlist.

Dies ist zwar eine schöne Vorstellung, trifft es aber nicht ganz. Tatsächlich bestimmen die Musikredaktoren, welche Musik an ihrem Sender gespielt wird. Und wahrscheinlich haben auch alle einen angemessenen musikalischen Background. Allerdings sind sie in der Auswahl alles andere als frei. Der Job einer Musikredaktion ist nicht ohne. Sie müssen nämlich einen Kompromiss finden aus folgenden Faktoren:

• Die Vorgaben der Musikindustrie.

Die Labels bemustern die Radiostationen mit verschiedenen Songs, die sie gerne in der sogenannten «Heavy Rotation» hätten. Also die Songs, welche in der Hauptsendezeit mehrmals pro Tag gespielt werden. Erst wenn ein Song dieses Privileg erhält, hat er überhaupt eine Chance, zum eigentlichen Hit zu werden. Die Redaktion kann zwar noch einigermassen auswählen, welche Songs sie speziell pushen möchten. Aber nicht ob. Die Radiostationen und die Labels sind massiv voneinander abhängig: die Radios spielen die gewinnbringenden Hits, als Gegenleistung erhalten sie von den Labels die Tonträger, eine Vorauswahl und die PR-Informationen zur Verfügung. Wenn das nicht so wäre, müsste ein Radiosender sämtliche aktuelle Musik selbst kaufen, dann noch alles durchhören und beurteilen, und sich zusätzlich die Hintergrundinformationen beschaffen. Dies ist aber für den Sender über längere Zeit nicht realisierbar.

Eigentlich könnte der Titel hier auch heissen: «Die Vorgaben der Majors». Denn kleinere Labels haben mehr und mehr Mühe, gegen die grosse Promotionskraft und -ausdauer der Majors anzutreten und bei den Radiostationen erfolgreich für ihre Musik zu weibeln.

Ein ungefähres Rechenbeispiel, wieviel ein Künstler und das Label verdient, wenn ihr Song am Radio gespielt wird:
Angenommen, der Song spielt tagsüber in der häufigen Playlist von Radio Energy und wird von Sony vertrieben, ausserdem gehen wir von einer Labelprovision von 30 % aus und einem Franken Tantiemen pro Song. Pro Hauptsendezeit werden während der 12 Stunden ca. 135 Songs gespielt. Darunter vielleicht dreimal der eine Song. Sony mit einem Mainstream-Anteil von ca. 30 % verdient an dem Tag zusammen mit all ihren anderen Songs Fr. 10.94, an dem einen Song 81 Rappen. Der Künstler verdient an diesem Tag Fr. 1.89, aber natürlich nur, wenn er den Song und den Text selbst geschrieben hat.

Natürlich, mit allen anderen Radiostationen kommt da ein herziges Sackgeld zusammen. Insgesamt muss die Airplay am Radio, insbesondere tagsüber, jedoch grundsätzlich als Werbung für den Tonträgerverkauf angesehen werden.

• Was das Publikum mag.

Dass die Leute eigentlich lieber andere Hits hören möchten als immer wieder den aktuellen Mainstream, ist bekannt. Dies zeigt sich immer dann, wenn ausnahmsweise mal Wunschkonzert ist: die Musik am Radio wird plötzlich hörbar; fast ausschliesslich gute Songs, und nicht einmal nur die bekannten Hits, sondern manchmal auch richtig unbekannte Perlen. Das Schweizer Radiopublikum hat einen exzellenten Geschmack und weiss sehr wohl, was ihm gefällt! Dies stimmt aber meistens nicht überein mit dem Interesse der Labels. Also muss die Redaktion die Playlists so zusammenstellen, dass die Labels auf ihre Kosten kommen, aber das Publikum nicht zu sehr verscheucht wird.

• Die Vorgaben des Senders.

Eine Redaktion besteht meistens aus einem Team, jeder Redaktor hat irgendwo auch einen Chef, und jede Radiostation auch eine gewisse Grunddefinition in Sachen Musikauswahl und -stil, entsprechend ihres Ziel- und Stammpublikums; respektive jeder Song ist auch strikt nach Kategorien diesem oder eben einem anderen Sender zugeordnet. Und wenn es der Redaktor geschafft hat, aus all diesen Faktoren einen Kompromiss zu finden, den niemanden zu sehr verärgert, erst dann könnte er noch eine persönliche Vorliebe einbringen. Wenn er es denn überhaupt noch kann – vielleicht spürt er zu diesem Zeitpunkt schon lange nichts mehr. Was man eben dann oft sehr deutlich hören kann.

Man darf nicht vergessen: News können sachlich aufgenommen und beurteilt werden, Beiträge ebenfalls, und Radiowerbung ist sowieso unbeliebt, da sie nervt. Doch Musik, das sind Emotionen. Quer durch alle Alters- und Bevölkerungsschichten. Die dann knallhart aufprallen auf das finanziell-orientierte Denken und Funktionieren der Major-Labels. Judihui!

Was tun die Redaktoren sonst noch? Sie stellen aus den PR-Texten der Labels Informationen zusammen, die dann der Moderator als Beilage zur Musik dieses und jenen Künstlers wiedergibt. Sehr oft werden die Texte auch 1:1 übernommen. Wahrscheinlich infolge Personal- und Zeitmangels, und viel wahrscheinlicher, weil die Labels das gerne so hören möchten. Sonst könnte es ja eventuell nicht mehr ins Gesamtkonzept passen.

Des weiteren ist es auch die Musikredaktion, die angelieferte Songs auf die technischen Voraussetzungen und die oben erwähnte Radiotauglichkeit prüft. Und sie stellen für eine musikalisch orientierte Sendung am Abend das Thema, das Programm und die Infos zusammen. Wo sie mehr Freiheiten geniessen als während der Hauptsendezeit. Was man glücklicherweise ebenfalls deutlich hört.

Der Lautheitskrieg

Eine unrühmliche Auswirkung der Konkurrenzkämpfe unter den Labels um die Gunst am Radio ist der sogenannte Lautheitskrieg (englisch: loudness war). Dies ist die Ursache für die heutige gängige Überlautheit von Tonträgern im allgemeinen, zeigt aber auch sehr schön die gegenseitige Abhängigkeit Radiostationen <–> Labels.

Was ist Lautheit? Weshalb nicht Lautstärke? Also zuerst eine technische Info. Die Lautstärke auf einem digitalen Tonträger, also einer CD, ist immer gleich: die Pegelspitzen (= Peak) des Audiosignals gehen technisch bedingt bis maximal zum Anschlag (= null dB). Nun haben aber nur die Bassdrum und das Snare des Schlagzeugs bei einem Song einen so lauten Ausschlag, dass es diese Spitzen erreicht, und dies auch nur kurzzeitig. Die Instrumente und Gesangsparts klingen leiser, und auch die Parts zwischen den Rhythmusschlägen. Also eigentlich ist bei einem sauber abgemischten Song – und auch live – der ganze Rest leiser als das Schlagzeug, rein messtechnisch gesehen. Aber auf uns wirkt das nicht zwingend so, da wir Klang eben nicht wie ein Schalldruckmessgerät wahrnehmen. Den vom Menschen gehörten Gesamteindruck des ganzen Orchesters nennt man die Lautheit, also die von unserem Ohr empfundene «Lautstärke», nicht die mathematische.

Warum möchte man das nun ändern? Es ist Standard beim Mastern eines Tonträgers, und bis zu einem gewissen Grad auch absolut in Ordnung, dass man das Audiosignal «komprimiert»: die Spitzen werden dem restlichen Song entsprechend abgeschwächt und danach das Ganze angehoben. Dadurch erhalten auch die leiseren Parts und Instrumente mehr Gewicht und «Druck», ausserdem werden so Dynamikschwankungen elegant ausgeglichen – der Song wirkt nun gleichmässig laut über die ganze Länge. So weit, so gut.

Laut, lauter, am lautesten

Ein Problem wird das erst, wenn mans mit der Kompression übertreibt oder sie nicht im Griff hat: im Extremfall kann das zu einem «Pumpen» führen, jedesmal wenn der Basskick kommt. Oder alles im Song wirkt genau gleich laut, und feine Lautstärkeunterschiede sind gar keine mehr zu hören. Auch erkennbar am Beispiel, wenn das Gitarrensolo oder der Leadgesang die ganze restliche Band «erdrückt».

Was hat das mit den Musiklabels zu tun? Sehr viel. Denn für den Konsumenten besteht gar kein Anspruch, die Lautheit eines Tonträgers stark zu überhöhen, schliesslich hat man dafür ja einen Volumeregler an der Stereoanlage oder am Player. Wenn jedoch der eine Song des einen Labels am Radio gespielt wird, und danach der andere Song des anderen Labels, welcher eben lauter klingt als der eine, wird das eine Label diese Lautheit auch haben wollen, da die Radiohörer ja nun gerade eben den anderen Song viel besser gehört haben als den einen. So versuchen sie also bei der nächsten Produktion, mindestens gleich laut, nein, besser sogar noch lauter zu klingen als der Song des anderen Labels. Und so pushen sie sich gegenseitig hoch. Dieser Lautheitskrieg begann bereits zu analogen Schallplattenzeiten und dauert nun schon einige Jahrzehnte an, da durch die immer raffinierteren Methoden der digitalen Audiobearbeitung immer noch lautere Mixes möglich wurden.

Weshalb wehren sich die Radiostationen nicht gegen diesen Kindergarten? Das tun sie, oder besser gesagt, das taten sie. Ohne Erfolg. Die Major-Labels geben vor, dass ihre Produktionen genau so abgespielt werden sollen (andernfalls wäre ja der Lautheitsvorteil verwirkt). So sind natürlich auch die Radiostationen quasi «gezwungen», ihre eigenen Standards und die Vorgaben für andere Labels ebenfalls sukkzessive anzuheben, da sie ja ein punkto Lautheit gleichmässiges Programm bieten wollen. Kein Radiohörer möchte dauernd am Volumeregler herumschrauben müssen.

Heute haben wir die Situation, dass sämtliche Musik, Jingles, Werbung und selbst die Moderatorenstimmen der Radiostationen bis zum Gehtnichtmehr komprimiert sind. Auf Tonträgern schrecken gewisse Produzenten auch vor bewusst oder fahrlässig eingesetzten Verzerrungen (Clipping) längst nicht mehr zurück, um die gewünschte Lautheit doch noch zu erreichen. Und dies nicht nur auf Single radio edits, sondern auch auf allen anderen Albumproduktionen. Man kann dies sehr einfach selbst vergleichen, wenn man eine CD aus den Achtzigern auf der eigenen Anlage laufen lässt und danach bei gleichem Volume eine aktuelle CD. Nein, sorry, besser umgekehrt, sonst gehen die Boxen kaputt.

Beispiele von Produktionen

Die Visualisierung der Schallkurve auf diesen zufällig ausgewählten Tonträgern verdeutlicht den «Loudness War» über die letzten Jahrzehnte.
Ausschnitt: 30 Sekunden/2 Hundertstelsekunden.

Loudness War

Dauermegapermanentvollgas

Warum ist das schlecht? Schliesslich haben moderne Player ja eine automatische Lautstärkeanpassung? Schon richtig, aber man sollte sich bewusst sein, dass diese Anpassung teilweise ebenfalls komprimiert, also eigentlich den originalen Klang verändert. Möche man auf seinem iPod die originalen Aufnahmen hören, ist das bei älteren CDs gar nicht mehr möglich, da aufgrund der dortigen Lautstärkesperre diese viel zu leise sind. Diese Anpassung geschieht übrigens auch bei den Radiostationen: erhalten die Sender einen Song, der tiefer ist als der aktuelle Lautheitsstandard, wird er kurzerhand einfach automatisch auf das nötige Level komprimiert. Ob man möchte oder nicht.

Nochmals: warum ist das schlecht? Ganz einfach: unser Ohr mag das nicht. Es ist anstrengend. Die Lautheit von stark komprimierter Musik bewegt sich auf der ganzen Songlänge fast auf Maximallevel. Dynamische Unterschiede sind nicht mehr erkennbar, feine Details gehen verloren. Dies ist so aber kein natürlicher Klang mehr, sondern quasi eine Dauermaximalbelastung fürs Ohr, was zum einen ermüdend wirkt (auch fürs Gehirn, welches die Audiosignale auswertet), und zum anderen bei Dauerkonsum und ab einer gewissen Lautstärke viel schneller zu Ohrenschäden führt (laute, aber nur kurze Spitzen hingegen viel weniger schnell).

Und zum Song: die Verzerrungen und das ständige «Pumpen» sind sicher kein Gewinn, und für audiophile Hörer gar ein Graus. Das permanente Level und die fehlenden Details reduzieren die Musik auf ein Gewusel in Richtung Rosa Rauschen, also der maximal empfundenen Präsenz aller möglichen Frequenzen, was mitunter ebenfalls ein Grund ist, weshalb man immer mehr das Gefühl hat, am Radio töne doch alles irgendwie gleich. Leider kann man aber fast nichts dagegen tun, jedenfalls nicht, wenn man bei einem Label radiotauglich produzieren lassen möchte. Nun, irgendwann wird der Trend wohl wieder zurückgehen. Eventuell. Vielleicht. Möglicherweise. Unter Umständen.

Die Hitparade

Wer kennt ihn nicht, den heissgeliebten wöchentlichen Countdown, bis dann am Schluss der Sieger feststeht: der begehrte Platz Nummer 1. Die Hitparaden am Radio erfreuen sich nach wie vor grosser Beliebtheit und sind doch DER Beweis dafür, was dem Publikum wirklich gefällt.

Sind sie das wirklich? Sorry, nein, sie sind es nicht. Es klingt hart, aber es ist so: die Hitparade hat NICHTS damit zu tun, wie gut oder schlecht ein Song ist, nur wenig, ob und wie oft die Leute einen Song oder ein Album kaufen, und schon gar nicht, ob und wie gut es ihnen gefällt. Es geht in eine ähnliche Richtung, ist aber etwas völlig anderes.

Hitparaden sind eine eigentliche Verblendung: wenn man dem Radiomoderator glauben will, handelt es sich nämlich wirklich um eine Beliebtheitsskala, repräsentativ und offiziell.

Ist es nicht. Die offizielle Schweizer Hitparade, und auch sehr viele andere Hitparaden, sind Instrumente der Musikindustrie, um den aktuellen Marktwert und das Verkaufspotenzial eines Stücks zu messen, im Vergleich zu anderen Stücken, und im Vergleich zur Konkurrenz. Die Daten werden erhoben aufgrund der Verkaufszahlen der Vetriebsläden und Onlineshops.

So weit, so ok.

Aber:

• Bei den Verkaufszahlen sind die Datenerheber angewiesen auf die korrekten Angaben der Verkaufsläden. Ob oder wie stark diese Zahlen allenfalls beschönigt werden, ist reine Vertrauenssache (Manipulationsvorwürfe bei Hitparaden sind übrigens so alt wie die Hitparade selbst).

• Bei den Onlineshops sind nur die grössten dabei. Das gibt zwar einen guten Durchschnitt, ist aber keine absolute Zahl.

• Veröffentlichungen von Independent-Labels auf anderen Vertriebskanälen als denen der Majors werden gar nicht berücksichtigt. Sprich: nur wenn ein Plattenladen beim Spiel mitmacht und seine Daten liefert, kann er berücksichtigt werden. Dies sind aber nicht automatisch alle; gewisse Independent-Läden distanzieren sich bewusst von der Hitparade.

• Das Zusammentragen und Auswerten all dieser Daten müsste durch eine möglichst neutrale Stelle geschehen. In der Schweiz ist dafür das IFPI (International Federation of the Phonographic Industry) Schweiz zuständig. Ob diese Stelle die Hitparade tatsächlich neutral und unabhängig erstellt, ist sehr umstritten. Die IFPI erstellt die Hitparade nicht nur rein rechnerisch, sondern lässt persönliche Entscheidungen mit einfliessen. Vier der sechs Entscheidungsträger bei der IFPI Schweiz sind Vertreter der Major-Labels.

Beispiel für den Einfluss persönlicher Entscheidungen: unabhängig von den tatsächlichen Verkaufszahlen gilt im Hitparadenreglement von IFPI Schweiz, dass in den Top 75 nur maximal drei Stücke des selben Künstlers vertreten sein dürfen. Als Michael Jackson im Juni 2009 starb, änderten die IFPI-Entscheidungsträger kurzerhand das Reglement. So konnte ­Meister ­Jacke selig am 12. Juli 2009 mit 30 Singles (!) in den Top 75 vetreten sein, davon 8 in den Top Ten! Eine Woche später war dann die Alben dran: 6 Top-Ten-Plätze, insgesamt 11 bei den Top 75.

Seit Sommer 2011 war von der Eidgenössischen Wettbewerbskommission (WEKO) eine Untersuchung gegen die IFPI am laufen zu diesem und anderen Themen, wegen mutmasslichem unlauterem Wettbewerb. Im Juli 2012 hat die WEKO bekanntgegeben: Die IFPI wird mit 3,5 Millionen Franken gebüsst wegen illegaler Behinderung von Parallelimporten seit 1999. Bei der Erstellung der Hitparadenliste konnte (oder wollte) sie allerdings keine Ungereimtheiten finden.

• Wie gerade erwähnt, kann auch ein sehr erfolgreicher Künstler nicht mit mehr als drei Rängen in den Top 75 vertreten sein. Ausser er kriegt gerade eine Auszeichnung oder stirbt (Die Änderung von 2009 lohnt sich weiterhin: 8 Singles von Whitney Houston in den Top 75 zwei Wochen nach ihrem Tod.).

• Die effektiven Verkaufszahlen werden nicht veröffentlicht, nur das Ranking (= Rangliste). Was das Resultat über eine gewisse zeitliche Periode verzerren kann. Sprich: da sich die Gesamtzahl immer wieder ändert, kann es sein, dass ein Stück nie auf Platz eins landet, obwohl es, wenn man die Dauer von zwei Monaten anschauen würde, auf Platz eins wäre.

• Zudem bedeutet das Ranking auch, dass saisonale Schwankungen einen grossen Einfluss haben auf die Ränge.

Ein Beispiel: in den Sommermonaten werden deutlich weniger CDs gekauft als im Winter (= Weihnachtsgeschäft). Im Sommer braucht es also nur noch verhältnismässig wenige CDs, um auf Platz eins zu landen. Dies ist auch eine Erklärung für die sogenannten Sommerhits.

• Die Hitparade hat Perpetuum-Mobile-Charakter: ist ein Song weit vorne, bestellen die Händler fleissig nach und bewerben den Song auch im Laden umso stärker, um den Absatz zu steigern.

• Clubs und andere Locations, wo Musik abgespielt wird, verlassen sich ebenfalls auf diese Rangliste und spielen die Hits und Aufsteiger. Dadurch steigt wiederum der Bekanntheitsgrad, und so weiter und so weiter.

• Das Hitparadensystem ist labil und stark abhängig davon, wer mitmacht.

Beispiel: 2003 war Ex-Libris (schweizweit grösster Marktanteil, 27 %) mehr als ein Jahr lang aus Protest aus der offiziellen Hitparade ausgestiegen und hat damit alles über den Haufen geworfen. Plötzlich waren welsche Hits in den Top Ten!

En français, per favore!

A propos Welschland. In der Schweiz gibt es drei Hauptregionen mit völlig unterschiedlichem Radio-Hörverhalten, kultureller Ausrichtung und vor allem Sprachverständnis: die Deutschschweiz, das Welschland und das Tessin. Man kann sich die Frage stellen, wie sinnvoll es ist, eine gesamtschweizerische Rangliste zu erstellen. Match-entscheidend ist nämlich immer die Deutschschweiz; als welscher oder Tessiner Künstler hat man auch nicht den Hauch einer Chance, auf die vorderen Ränge zu gelangen.

Hitparade der Unmöglichkeit

Die Daten, die zur Berechnung der Hitparadenplätze gesammelt werden, unterliegen also gewissen Schwankungen in Sachen Zuverlässigkeit, und sind auch kein absolutes und vollständiges Mass aller Dinge. Weil es ganz einfach dieses Mass nicht gibt: es kann unmöglich präzise festgestellt werden, wie viele Tonträger effektiv verkauft wurden. Aber der EAN-Strichcode ist doch auf den Tonträgern drauf? Ja, doch liegt es eben in der Hand des Handels, diese Daten zu liefern. Eine strenge, direkte Kontrolle wäre eine Bevormundung und ein Vertraulichkeitsbruch gegenüber den Verkaufsläden. Und CDs, die an Konzerten verkauft werden, müssten ja eigentlich auch erfasst werden können, was aber unmöglich ist. Die Online-Verkäufer von MP3-Stücken können nun zwar präziser angeben, was wievielmal heruntergeladen wurde. Aber hier müssten zuerst einmal alle Anbieter, und dann auch mit einem einheitlichen System erfasst werden, damit diese Daten mehr Aussagekraft haben. Und eigentlich müssten auch Independent-Labels uneingeschränkt bei diesem System mitmachen können, erst dann wird es fair.

Das alles ist aber Wunschdenken und ganz einfach nicht umsetzbar. So bleiben die Hitparaden denn auch, was sie sind: eine von den grossen Plattenfirmen dominierte und beeinflusste Messlatte, um ihre jetzigen und künftigen Erfolge vergleichen zu können.

90 % der Chartplatzierungen in der Schweiz fallen einem Major-Label zu.

Zufallstreffer

Diese «Zufälligkeit» der Hitparaden-Daten kann auch zum Phänomen der sogenannten Eintagsfliegen (One Hit Wonder) beitragen: Eine Band schreibt einen Song mit Hitpotenzial, landet «zufällig» ziemlich weit vorne, daraus ergibt sich eine Kettenreaktion, die sie innert kürzester Zeit auf Platz eins bugsiert. Die meisten dieser Bands werden jedoch vom Erfolg derart überrumpelt und haben danach einen so hohen Erwartungsdruck, dass sie das «Wunder» dann eben kein zweites Mal hinkriegen.

Unterschiedlichste Hitparadentypen

Die offizielle Schweizer Hitparade sind reine Verkaufs-Charts. Daneben gibt es auch Beliebtheits-Charts, Charts innerhalb eines Stils, Airplay-Charts usw. Da die meisten ein unterschiedliches System haben und alle ihre Daten wieder ein wenig anders erheben, sehen die Hitparaden verschiedener Medien auch fast nie gleich aus.

Dennoch lieben alle die Hitparaden. Ist ja auch in Ordnung. Man sollte sich nur im Klaren sein, dass es ausser Major-Business nicht viel bedeutet, wenn man in den Top Ten landet. Und dass es erst recht musikalisch nichts zu bedeuten hat, wenn man nicht in der Hitparade erscheint.

Beispiel USA 1981: Club-Nouveau erreichte mit 8’000 verkauften Exemplaren von «Lean On Me» die Top Ten der Charts. In der selben Zeit verkauften Armored Saint 15’000 Platten von «Raging Fear». Sie tauchten in der Hitparade aber nicht einmal auf, da sie eben bei einem Independent-Label waren.

Die grossen Plattenfirmen wiederum freuts natürlich. Denn nebst der Hauptsendezeit ist die Hitparade das wichtigste Mittel, für ihre Songs zu werben.

Und was ist denn nun ein guter Song?

Fassen wir zusammen:

• Eine direkte und umfassende Rückmeldung ans Radio für einen gespielten Song gibt es nicht, da nur gesendet, aber nicht empfangen wird.

• Die Mediawatch kann nur Hinweise liefern, wenn ein Song so erzübel ankommt, dass die Hörer sogar die Hintergrundmusik umschalten. Aber ob der Song einfach heruntergeschluckt, oder ob auf dem Tisch getanzt wird, weiss man nicht.

• Die Anrufe und E-Mails von Hörern haben keinen statistisch relevanten Wert, also kann man auch diese Informationen nicht gebrauchen.

• Die Hitparadenränge geben auch keine eindeutige Aussage über die Beliebtheit beim Volk.

• Die genaue Anzahl der Songverkäufe kann ebenfalls nicht eruiert werden.

Und was nun? Interessiert es überhaupt jemanden, ob ein Song gut beim Publikum ankommt?

Ja. Die Labels. Und da zählt schlussendlich nur eine Grösse: wie viele CDs von den Händlern nachbestellt werden. Denn verdienen tut man meistens erst ab der zweiten Fuhre; der erste Verdienst ebnet, wenns gut läuft, gerade mal die Produktions- und Promotionskosten. Dieser Prozess ist übrigens auch nicht anders als in anderen Konsumgüterbranchen. Auch dort können die genauen Verkaufszahlen eines Produkts oft nur über die Bestellungen der Zwischenhändler geschätzt werden.

Studien

Man hat diese Frage, was denn ein guter Song ist, respektive was bei einem guten Song wichtig ist, auch schon mit Studien untersucht. Getestet wurden beispielsweise der Wiedererkennungswert, der Mitsing-Refrain, die Verständlichkeit der Songtexte, die Tanzbarkeit etc. Die Umfragen zeigten, dass Plattenfirmen, Radiostationen und Radiohörer praktisch bei allen Themen unterschiedliche Vorstellungen von Prioritäten haben. Plattenfirmen und Radiostationen glauben zum Beispiel, es sei dem Publikum wichtig, sich mit der Band identifizieren zu können. Dem Publikum ist dies jedoch mehrheitlich zwar nicht komplett egal, aber eher unwichtig.

Toll. Wir haben also ein System ohne klare Feedbackmöglichkeit, und gewinnorientierte Verantwortliche mit wenig Ahnung, was denn der Konsument gerne hätte. Wirklich toll. Die eine Studie zeigte aber auch, dass knapp mehr als 50 % der Hörer insgesamt zufrieden sind mit ihrem Radiosender. Nun, dann ist ja alles in Ordnung.

Die Radiolügen

In den letzten zwanzig Jahren waren die Radiostationen immer mehr unter Druck geraten, eine gewisse Grösse zu erreichen, um weiterhin bestehen zu können. Und die Abhängigkeit von den Major-Labels ist immer stärker geworden, da es ja auch immer weniger kleinere Labels gibt.

Also müssen den Hörerzahlen zuliebe halt auch Abstriche gemacht werden. Zum Beispiel in Sachen Seriosität und journalistischer Qualität, zumindest während der Hauptsendezeit. Was sehr bedauernswert ist. Einige Beispiele weit verbreiteter Radiolügen:

«Mir spiled sBescht us de Achtzger, de Nünzger und vo hüt!»

Diesen Spruch hat sich in den Nullerjahren so oder ähnlich erstaunlicherweise fast jede Popradiostation auf die Fahne geschrieben. Stimmt das denn? Überhaupt nicht: in den Achtzigern waren bei uns die Playlists voll mit Neuer Deutscher Welle, in den Neunzigern dominierte der Euro Dance. Hand hoch, wer hat in den letzten zehn Jahren auch nur einen dieser Songs in der Originalfassung wieder vermehrt am Radio gehört? Hello Africa! Ja? Da, da, da! Wo? Niemand? Eben.

Der Spruch kommt daher, dass sich die Radiosender, um wachsen zu können, orientiert haben an amerikanischen Modellen. Dort ist es gang und gäbe, etwas als «the biggest» und «the best» anzupreisen. Allerdings: bei uns Schweizern sind Superlative im Sprachgebrauch ungewohnt und sogar eher verpönt; vor allem, wenn das Versprochene nicht eingehalten wird.

Ein Grund, weshalb die eigentlichen Hits von damals nicht mehr gespielt werden, ist: ein ansehnlicher Teil dieser «mitteleuropäischen» Hits wurde von kleineren Labels veröffentlicht. Heute gibt es zum einen diese Labels praktisch nicht mehr oder nicht mehr eigenständig, und andererseits ist es den Majors lieber, wenn ein damals internationaler und einigermassen zeitloser Hit gespielt wird: wegen der «Ewigen Bestenlisten»; ausserdem bleiben so die eigenen Künstler präsent, und man kann sie nun bei Bedarf auch wieder aus der Versenkung holen und neu promoten, zum Beispiel eine Best-Of-All-Time herausgeben, oder ein Revival-Konzert organisieren.

Und überhaupt stellt man sich die Frage: weshalb denn nur die Achtziger und Neunziger? Was ist mit all den zeitlosen Hits aus den Siebzigern und Sechzigern oder noch früheren Datums? Die gibts schon noch, fallen aber leider in ein anderes Schema, und werden eher von Radiosendern wie SRF 1 gespielt, welche sich auf ein anderes Publikumssegment ausgerichtet haben und wiederum die Songs nicht spielen, die auf SRF 3 laufen. Jeder Song am Radio wird nach eindeutigen Regeln katalogisiert in eine Stilrichtung wie Pop, Rock, Schlager etc., die sogenannten «Sparten». Kommerzielle (und leider auch staatliche) Radiostationen spielen während der Hauptsendezeit jeweils nur «ihre» Sparten.

«Hämmer leider nöd!»

Ein oft gehörter Satz bei der Moderation von Wunschkonzerten. Blödsinn. Natürlich haben sie es. Sie dürfen es nur nicht spielen.

«Üsi unbeschtechlichi Musigredaktion …»

Siehe weiter oben.

«Di ganz Schwiiz lost mit!»

gehört bei DRS 3.
Nein, nur zwei Drittel der Schweiz, und davon auch nur diejenigen, die Radio hören, und davon auch nur diejenigen, die gerade auf DRS 3 geschaltet haben und aktiv mithören. Popradiosender nehmen gegenüber ihrer Hörerschaft oft eine unglaublich arrogante Haltung ein.
«Ganz Züri» tönt es oft bei Radio 24, und RadioTop spricht nicht mehr von der «Ostschweiz», sondern vom «Top-Land». Diese Sprüche sind natürlich sehr bewusst ausgewählt und gewollt.

«Die beliebtischte Songs»

Die Hitparaden-Lüge wurde ja schon weiter oben beschrieben.

Künstlerinfos und -interviews

Da die Hintergrundinformationen zu Bands meistens als gut klingende Promotexte direkt von den Labels übernommen werden, stimmen diese nur relativ und beinhalten sehr oft eindeutige Beschönigungen oder falsche Zusammenhänge und Verhältnismässigkeiten. Auch bei Interviews mit Künstlern werden, wenn überhaupt, dann nur pseudo-kritische Fragen gestellt; insgesamt tönt aber alles immer total läss. Dem Hörer soll das Gefühl vermittelt werden, es handle sich um einen journalistisch wertvollen Beitrag mit selbständigen Aussagen des Künstlers. Dabei ist es nur eines: Promo.

Zudem: natürlich haben sowohl Radiostationen als auch die Musikindustrie ein grosses Interesse daran, dass auch neue Bands und Künstler weiterhin an die Geschichte vom möglichen grossen Erfolg auf den Bühnen der Welt glauben und diesen Traum verfolgen. Und diese hören schliesslich auch Radio.

Das gut gehütete Geheimnis

Allgemein lässt sich feststellen, dass dem Hörer partout nicht annähernd vermittelt wird, wie der Mechanismus Radio <–> Label funktioniert, oder dass hinter einem grossen Künstler auch meistens ein grosses Label steht. Ganz anders als beispielsweise im Filmbusiness, wo jeweils sehr wohl und bewusst erwähnt wird, welche «Macher» hinter einem Film stehen.

Die Filmindustrie geht anscheinend sowieso viel unverkrampfter mit Kritik um als die Musikindustrie: obwohl sich die gegenseitige Abhängigkeit Musiklabel <–> Radio und Filmemacher <–> Kinobetrieber durchaus vergleichen lässt, hört oder liest man aber über Filme auch mal Negatives in den Medien. Ja, es wird sogar ausladend darüber berichtet, wenn ein Film an der Kinokasse ein totaler Flopp war, obwohl er so und so viele Millionen gekostet hat. Schon mal gehört, wie viel Geld ein Label in die Produktion und Promotion einer erfolgreichen Single gesteckt hat? Oder gar einer, die dann aber trotzdem floppte? Noch nie? Eben.

«... dann senden sie noch heute.»

Nein, am Radio werden die Märchen möglichst aufrechterhalten:

• Das Märchen vom unabhängigen und kulturell engagierten Popsender.
• Das Märchen vom Künstler, der es aus eigener Kraft und nur dank seinem Song bis in die Top Ten geschafft hat.
• Das Märchen von der aktiven und mit den Ohren an den Boxen klebenden gigantischen Fangemeinde eines Senders.
• Und das Märchen von der Beliebtheit eines Songs.

Popradio ist also eigentlich Märliradio.

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veröffentlicht am 26. Juli 2013

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